Achtung – dieser Fortsetzungsroman ist keine gute-Nacht-Geschichte. Achtung, nur für Erwachsene. Informationen zu „Elphenbein“ mit *klick* aufs Bild (Foto: Pies Gestalten)
Kapitel 6 – SECHS
Helia weint.
Die umliegenden Tische, der Müll, die Glasbausteine und die Eingangstür, zu der niemand hereinkommt, verschwimmen in ihren Tränen. Elli war schonmal hier, sie weiß,
wo das Atelier ist.
Wo sollte Helia sonst sein.
E hat gesagt, ein Kerl, der seine vermatschte Freundin sieht, kriegt die ganz große Komplexscheiße: entweder, ogott, ich hab nicht auf sie aufpassen können –>weltuntergang. Oder: ogott, sie MUSS mich betrogen haben, wäre sie bei mir gewesen, wäre das nicht passiert. –>weltuntergang.
Aber Helia auf dem Hochsitz ist diejenige, welche gerade nah am Weltuntergang vorbei schrammt. Nein, E wird nicht kommen. Und genauso sicher ist, das, wenn sie jetzt hier wäre, es nichts zu sagen gäbe. Die Situation lässt sich nicht herunterspielen, denn –
E ist schuld.
Dann hör doch auf zu weinen, Heliane.
Elli allein zu Hause lassen sollte doch Rache sein. Das geht auch deutlich genug aus der Spiegelnachricht hervor.
Vielleicht wäre es besser gewesen, auch zu schreiben, das Helia im Atelier ist.
Für eine Chance, zum Aussprechen.
Oder sich endlich aus dem Weg gehen.
Helia braucht keine E…
Und in diesem Moment wünscht Sie sich nichts sehnlicher, als dass jemand über die Leuchtwürfel durch die Tür gestolpert kommt, irgendjemand aus dem Atelier, es ist egal, ob er sie hier auf einem Platz sieht, an dem sie nichts zu suchen hat, und es ist egal,
was er fragt, wenn er ihr Weinen sieht. Denn so, wie Helia aussieht, wird sie nichts erklären müssen.
Manchmal, wenn man weint, fühlt man sich so, als sei man in diesem Augenblick durch das Weinen vor der ganzen Welt gerechtfertigt…
So hoch über Dresden, im siebten Stock ahnt Helia noch nicht, dass Rechtfertigung nichts helfen wird.