30 – Elphenbein

Achtung – dieser Fortsetzungsroman ist keine gute-Nacht-Geschichte. Achtung, nur für Erwachsene. Informationen zu „Elphenbein“ mit *klick* aufs Bild im Text. (Foto: Pies Gestalten)

Kapitel 30 – Dreißig

Das dritte Jahr im Altenheim begann, und Anne meldete sich immer seltener. Sie hatte eine Fotografin außerhalb von Dresden kennen gelernt und wurde wieder häufiger gebucht.
Sie überließ Ellis all die drittklassigen Jobs und schrieb dann und wann von ihren neuen, herausragenden Aufträgen.

Annes Anrufe trafen nur noch mitten in der Nacht bei Elli ein, und dann mussten auf schnellstem Wege Katastrophen aus der Welt geschafft werden, an denen das Model sonst zugrunde zu gehen drohte.

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Im November waren sie das letzte Mal zusammen auf einer Party gewesen. Vor Weihnachten gab es anscheinend keine weiteren Monster zu beschwören – Anne meldete sich nicht und alle anderen Leitungen blieben tot. Für Sylvester traf schließlich die letzte Nachricht von ihr ein – sie wünschte sich, Neujahr ohne Ellis zu beginnen.

„… und an dem Punkt hab ich es dann für beendet erklärt.“
Jemand hatte das Licht ausgeschaltet.
Durch die gläserne Eingangstür des Waschhauses drang nur noch wenig Helligkeit, der Himmel war schwarz und wolkenverhangen.

Elli und Helia hockten noch immer beieinander auf dem gekachelten Steinboden und lauschten dem stärker werdenden Klopfen des Regens auf dem gewellten Vordach.

Ein Gewitter kündigte sich an.

Durch die Ritzen des Gebäudes säuselte ein kalter Luftzug und kroch schleichend an den Beinen hinauf. Die Musik aus dem Hinterraum wurde lauter und steigerte sich, vereinzelte Rufe und Pfiffe waren zu hören. Heliane rappelte sich auf.
„Ich brauche dringend was zu trinken“, meinte sie.
„Außerdem geht mir hier langsam die Wärme aus.“

Elli reichte ihr die Hand und kam schwankend zum stehen.
„Nimm mich mit!“, sagte sie, und Helia hielt weiter ihre eiskalten Finger umklammert, stieß die Tür auf und zog sie mit sich in das verrauchte Zimmer. Schnelle Drum’n Bass Rhythmen und verzerrter Live-Gesang schlugen ihnen entgegen.

Die Tür glitt langsam zurück ins Schloss, eine dumpfe Schranke vor den Klängen der Nacht.

Draußen krachte der erste Blitz, donnernd zerris er die Luft. Eine Böe stob in alle Richtungen, öffnete den Himmel für strömenden Regen, und Sekunden später lag der Weg vor dem Haus in einen dichten Wasserschleier gehüllt.

 

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