Achtung – dieser Fortsetzungsroman ist keine gute-Nacht-Geschichte. Achtung, nur für Erwachsene. (Informationen zu „Elphenbein“ unter
www.pies-gestalten.de/ueber-elphenbein/ )
Kapitel 40 – Vierzig
Elli bog in den Schotterweg ein. Missmutig kickte sie einen Stein in die Hecke. Der Stein hüpfte zurück und rollte neben ihr noch ein Stück im Gras mit.
Sie blinzelte, als ein Mückenschwarm ihr Gesicht streifte, und wedelte die Fliegen davon.
Die Straße konnte man von hier aus schon nicht mehr hören, Ihr Rauschen verfing sich in den Blättern und machte Platz für das Zirpen der Grillen.
Das „Ballwerk“ war ein alter Backsteinbau, freistehend inmitten einer struppigen Wiese. Die gerundeten Glasfenster blickten stumpf und dreckig auf eine illegale Feuerstelle vor dem Haus.
In manchen Sommern hatten vor der ehemaligen Turnhalle Bierbänke gestanden und es gab einen richtigen Außenbereich, aber dieses Jahr hatte es nur für einige verstreut liegende Baumstämme gereicht.
Elli schlug einen großen Bogen um die dort versammelten und ging auf dem schnellsten Weg nach drinnen.
Sie kannte keinen von denen. So zeitig tummelte sich meist niemand dort, der wegen der nächtlichen Party gekommen war. Auf die komischen Vögel, die sich schon tagsüber dort niederließen, um miteinander zu philosophieren, oder die nur redeten, um der Stadt zu entfliehen, oder die, für die Tageszeiten nicht mehr wichtig waren – auf solche Leute wollte Elli lieber verzichten.
Die Tanzfläche war noch leer, nur einige Mädchen drückten sich vor der Bühne herum. Elli bestellte an der Theke ein großes Glas Apfelsaft mit Schuss und machte sich gerade auf den Weg zur Treppe, die auf eine Art Galerie führte, als ihr von der DJ-Empore am anderen Ende des Raumes aus ein Mann zuwinkte.
Er beugte sich über die aus Brettern gezimmerte Brüstung und lachte. Elli musste die Augen zusammen kneifen um zu sehen, dass er etwas sagte. Sie lief näher heran, aber nun stand sie direkt unter einer Box.
„Hallo, Simba!“ Ihr Ruf vermischte sich mit der Musik.
Er beantwortete den Gruß und grinste, beugte sich zum DJ und deutete dann auf Elli.
„Sag ihm, er soll die Musik leiser machen, damit ich hören kann was du sagst!“
Simba lachte. „Komm rauf und sag es ihm selber“, rief er.
Elli verzog das Gesicht. „Oder komm einfach runter!“
– „Komm du rauf!“
Die Musik verstummte.
„Jetzt geh doch mal runter und sag der Frau ordentlich guten Tag.“
Simba sah den DJ einen Moment lang an, als sei dieser ein exotisches Tier, bei welchem er sich noch nie die Mühe gemacht hatte, es genauer zu betrachten. Das DJ-Tier guckte ungerührt und schob den Regler wieder nach oben. Sofort schwappte der Beat wieder aus den Lautsprechern und durchströmte die Halle.
„Der Kerl hat ja echt die Ruhe weg“, sagte Elli, nachdem sie Simba zur Begüßung umarmt hatte. An der Garderobe konnte man sich in normaler Lautstärke unterhalten, die Musik drang nur gedämpft durch den Bühnenvorhang, der die Livebühne und die Halle vom Eingang abtrennte. „Ja, der Hannes ist ein Klasse Typ.“
Simba sah über Ellis Kopf zu der gelangweilten Garderobenfrau und warf ihr einen zuckersüßen Schwiegersohn-Blick zu. „Ähm – könnte ich meine Jacke doch schon wiederhaben?“
Sie rümpfte abfällig die Nase, aber es war nicht böse gemeint:
„Jaja, kaum hat der ne Perle getroffen, schmeißter seine Pläne übern Haufn! Pass blos auf, du -„, sie zwinkerte Elli zu.