16 – Elphenbein

Achtung – dieser Fortsetzungsroman ist keine gute-Nacht-Geschichte. Achtung, nur für Erwachsene. Informationen zu „Elphenbein“ mit *klick* aufs Bild im Text. (Foto: Pies Gestalten)

„Meine Klamotten sind ohnehin dreckig, ich dusche nachher zuhause“, erklärte Helia, während sie sich anzog.

„Wenn du mitgucken magst, kann ich den Ton jetzt auch wieder laut stellen. Komm, ich mach dir Platz.“ Elli legte die Brottüte von ihrem Schoß auf die andere Seite des Sofas und schob die Nutella
mit ihrem Fuß weg.
Helia setzte sich zögerlich neben sie. Eine Weile folgten sie still
der Talkmasterin Birgit M.-L., die eine angeregte Diskussionsrunde  über den Sinn und Zweck von Polizeireitstaffel, blauen Uniformen und anderweitigen „Steuerfressern“ moderierte.

elf16

„Ich muss eigentlich dringend los“, unterbrach Helia das Schweigen. Elli reagierte erst nach einigen Sekunden und sah sie an.
„Hast du noch was vor?“

– „Ich bin verabredet mit meinem Mitbewohner. Schon seit anderthalb Stunden.“ Sie stand auf, öffnete die Balkontür und griff nach ihrer Trainingsjacke. Sofort strömte frische Luft in die Wohnung. „Soll ich sie auflassen?“, fragte sie.

„Gehst du jetzt?“

„Ich will mich noch verabschieden.“ Sie setzte sich wieder aufs Sofa und nahm Elisabeth in den Arm. Sie hatte keine Ahnung, ob nun
ein Kuss kommen sollte, aber Elli machte auch keine Anstalten,
also hielt sie sie einfach fest und verbuchte die mangelnde Initiative der anderen als einverständliches Abstandhalten.
Danke für den Schlafplatz. Danke für meinen ersten Fick mit
einer Frau. „Danke fürs Aufnehmen“, sagte sie und erhob sich.
Sie schob den Tisch weg von der Wohnungstür.

„Sollen wir nicht noch Telefonnummern austauschen?“ Elli schaltete den Fernseher aus.

Helia war verwirrt. Sie hatten in nüchternem Zustand kein einziges normales Wort miteinander gewechselt. „Ich… Ich möchte dich nicht anrufen, nur weil wir heute Nach miteinander gevögelt haben.
Das heißt nicht, dass ich dich blöd finde, aber ich möchte keinen Kontakt halten, wenn es nur auf Sex basiert. Ich würde dich gern näher kennelernen, wenn wir uns das nächste Mal begegnen.“

„Aha.“

„Ich meine, wir treffen uns sicher irgendwo mal wieder. Einfach so. Spontan.“ Warum musste sie sich hier zum Hampelmann machen und aussprechen, was sowieso beide dachten?
„Ich hätte ein dummes Gefühl wenn ich dich anrufen würde.
Soll ich dich dann fragen, ob wir was miteinander machen?
Ich wüsste nicht, worauf ich dich ansprechen soll, wenn ich nur heute Nacht im Kopf hätte. Können wir nicht warten, bis sich was ergibt? So groß ist Dresden ja nicht.“

Elli grinste. „Na dann, bis bald.“

„Bis bald“, sagte Helia, und verließ die Wohnung schneller,
als es nötig gewesen wäre.

Elisabeth stellte sich auf den kleinen Dachbalkon und schaute ihr nach. Sie sah sie an der nächsten Kreuzung stehenbleiben und zum Straßenschild aufschauen. Torgauer Straße. Dann verschwand
das Mädchen aus ihrem Blickfeld. Sie lief in die Wohnung zurück, stopfte die Bettwäsche in die Waschmaschine, hob eine frische Jeans vom Boden auf und ging nach draußen.

Um den anderen Mist würde sie sich später kümmern.
Sie lief auf das Elbufer  zu.

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