still no comment

/ mit Kolja Birk

Foto: Kolja Birk

Ich habe einen Wurm im Kopf, sagt sie. Er ist rot geschottert, fast so rot wie ein Stück der Autobahn zwischen München und Augsburg, bei dem ich mich immer frage, woher die Farbe des Betons kommt. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, denkt sie und sagt es nicht: Wünde sich der Wurm zwischen München und Augsburg, ich würde kaum einen Gedanken an ihn verschwenden.

Der Wurm macht ihr viele wunde Gedanken. Er windet sich durch eine Landschaft ohne Baum. Korsika, sagst du, ja Korsika meinetwegen. Woher, wohin. Es gibt eine Geschichte, sagt er zwar, aber natürlich eine ganz unwichtige. Nur Bruchteile von Informationen, woher der rote Schotterweg führt und was du dort getan hast, in dem Moment als du ausgestiegen warst, und was später am Tag noch passierte, als ihr weiter gefahren wart, am nächsten Ort. Ihr? Ja ihr.

Nein. Ach, das ist unwichtig, nur unwichtige Leute waren dabei.

-Natürlich.

Aber der Wurm ist ein Sehnsuchtsort, vielleicht nicht so sehr für dich, vielmehr für mich. Obwohl ich nicht dort war. Weit draußen, wo es nicht mal einen Baum gibt, nur eine Landschaft mit dem Licht der Freiheit darauf.

Wo die Sonne untergeht und wo man bleiben kann oder nicht, ganz wie es beliebt. Sich schweifen lassen. Zum nächsten Ort segeln oder innehalten.

Hier gibt es viele Bäume. Und viel Beton. Der Wurm windet sich durch ihren Magen und sie schluckt einige Asphaltstückchen herunter.

Er hat diesen ungewissen milden Blick und eine ungefähre, warme Erinnerung. Sie nicht.

Ich sehne mich, denkt sie, Weil ich nicht dort war. Ein Erlebnis, von dem ich weiß, was für mich gestochen schärfer ist als für dich.

Wegen der unwichtigen Leute.

Weil du dich nicht erinnerst, woher ihr kamt.

Ob es diese Insel war oder eine andere.

So viele Kanten und Spitzen die schneiden und piksen. Wie ein Scherbenhaufen. Für Sie war das Glas nie voll oder leer, es war nie Glas. Da ist es egal, ob der Wind heute milde durch die Blätter der vorhandenen Bäume raschelt.

Nimm mich doch mit, Nächstes Mal, denkt sie. Ich wünsche mir Freiheit in unseren Herzen.

Die Blätter rascheln noch ein wenig mehr, und sie traut sich noch weniger. Es ist so schwer, die eigenen Bedürfnisse zu sehen, wenn man gerade dabei ist, Freiraum zu schenken.

Wer ist man schon selber?

Wer sind wir und was haben wir miteinander zu tun? Denkt sie. Nichts. am Ende.

Liebst du mich, sagt sie, und er lächelt. Nein, sagt er, eigentlich nicht, aber zum Glück ist eigentlich ja kein Hauptwort.

Und genau diese Leichtigkeit, mit der die Worte fliegen, braucht man, um so eine Reise zu machen.