Vom Sein dürfen. Teil 5

Mindset-Jonglage: Regie darf nicht Meister sein

Die Regie überblickt die Produktion, aber anders, als der verantwortliche Meister für Veranstaltungstechnik.


Die Regie kennt die Inhalte und die Ästhetik der Produktion. Sie weiß, was vermittelt werden soll und welche Darstellungsformen bereits zur Verfügung stehen. Sie überlegt, wie die genaue Ausgestaltung aller Einzelheiten sein soll, auf grober Basis des personell, logistisch und technisch machbaren, kommuniziert das jeweilige Vorhaben an die Beteiligten und bindet die gesamte Entstehung der Ausgestaltung planerisch mit in den Produktionsprozess ein.

Der Meister weiß, was verwendet werden soll und welche Bedingungen im Einzelnen zu beachten sind. Er überlegt, wie die Bedingungen erfüllt werden können, schlägt Änderungen für die verwendeten Mittel vor und überprüft die Ausarbeitung der fertigen Bestandteile hinsichtlich ihrer Sicherheit.

Das ist schneller beschrieben als umgesetzt. Die Vorgehensweise des Meisters basiert auf der Kenntnis vieler aktueller Vorschriften und Regeln der DGUV sowie der Versammlungsstättenverordnung des Bundeslandes, dem Brandschutzkonzept der Spielstätte, den technischen Datenblättern der eingesetzten Dinge, der Unfallverhütungsvorschriften, VDE-Regeln und einigem Mehr. Er muss dokumentieren, genehmigungspflichtige Vorgänge anmelden, Unterweisungen durchführen, Protokolle und Gefährdungsbeurteilungen erstellen.

Der Meister trägt ein hohes Maß an rechtlicher Verantwortung. Seine Aufgabe ist es, sich im dichten Wald der gesetzlichen Vorgaben eine persönliche Begeisterung für die Bühne zu erhalten.

Meister für Veranstaltungstechnik sind Möglichmacher.

Die Verantwortung der Regie gegenüber dem Meister ist, für die von ihr gewünschte Ausgestaltung eine grundsätzliche Machbarkeit mit zu bedenken und jedes gewählte Mittel vor seiner Umsetzung auf dessen Konsequenz und Stimmigkeit und grundsätzliche Daseinsberechtigung in der Produktion zu überprüfen.

Überprüft die Regie ihre Ansätze nicht konsequent genug auf und gibt nicht ausgereifte Wünsche an die Technik weiter, hat der Meister keine Chance, der Produktion bestmöglich zuzuarbeiten, weil ihm das einordnen inkonsequenter Vorschläge zu viel Zeit raubt.


Klingt schwierig?

That‘s why it’s called a job, not an attitude.

Die Regie garantiert dem Meister, zu wissen, warum jedes einzelne Bestandteil der geplanten Ausgestaltung genau so und nicht anders gewünscht ist.

Dies bedeutet auch, dass die Regie aufgrund ihres präzisen Wissens über Sinn und Zweck der verwendeten Ausdrucksmittel in der Lage ist, Änderungsvorschläge des Meisters zu bewerten und mit ihm zusammen den bestpassenden Kompromiss zu erarbeiten.

Regie und Meister müssen als gutes Team zusammenarbeiten, damit eine großartige Show entstehen kann.

Ich habe für mich entschieden: Diese Verantwortung als Regie kann und möchte ich für meine Produktionen übernehmen.
Und deshalb verfolge ich keine Qualifikation als Meisterin für Veranstaltungstechnik.