Archiv der Kategorie: Kurzgeschichten

Erwartungslosigkeit

Ich möchte frei sein. 

Du kommst, bleibst eine Weile, gehst. Es ist schön und etwas ist auch nicht im Reinen, von Anfang an. Ich weiß nicht. Ich spüre, aber habe keine Information. 

Also möchte ich nicht grübeln. 

Je älter ich bin, desto mehr blöde Vergleiche von schmerzhaften Erlebnissen kramt mein Kopf hervor. Und ich will nicht wissen, was es diesmal ist, das aus dem Hintergrund krumm in unsere Situation hinein stört, eine kleine Karrikatur aus der  Begegnung mit dir malt. 

Ich will nur das mitnehmen, was gut ist. Bist du nicht hier und lächelst? Na also. Sollte es noch unaussprechliche Dinge parallel geben, möchte ich nicht dazu im Kontext stehen. 

Ich will mich dem öffnen, was gut ist, und mich unangreifbar erklären – gegenüber kleingeistigen Invasionen, die nicht auf meinem Acker wachsen.

Wenn du dich zermahlst in nicht mehr kommunizierbaren Zwickmühlen, dann hast du kein Recht mich zu verletzen. Sprich dich aus gegen deine Probleme oder verschone mich mit deren Gemeinheiten. 

Der wortkarge Schweiger, der nur für sich nach Reibungspunkten gräbt, und die Begegnung mit mir als ein Teil davon ansieht, ist schwach, enttarnt als unfähiger Begleiter. 

Nicht einmal sein Betrug ist etwas wert.

Falls etwas schief ist, und du kannst nicht darüber sprechen, dann will ich nie wieder nach dem Kontext suchen und erkennen: 

Es ist unvermeidlich nicht mein Thema und ich lasse es ziehen, wenn es nicht im Kontakt mit mir gelöst werden kann. 

Ich ernte nicht deine Probleme. Ich bleibe ungebunden. 

Du bist nicht dein Problem. 
Du bist für mich der ganze Rest.

Entweder beflügelt unsere Nähe mein Glück, dann empfinde ich die reiche Freiheit der Inspiration. Wann immer aber die Nähe uns begrenzt, da lass uns auseinander gehen. 

\Nähebedürftigkeit.

Eine Tuete Freiheit

Ich seh dich, und deine Kinder, deine schlaflosen Nächte in den Ringen unter den Augen. All diese Verantwortung erdrückt, verbarrikadiert Wege, Wünsche. Damit du du bist müssen die gelebt sein. Zum Schönes sehen und Schönes geben, ach du weißt das doch – das Ding mit dem Liebe haben müssen zum Liebe verteilen können. Euren Streit letzte Nacht kann ich zwar nicht sehen, aber es hängt so triefend über den letzten Wochen, wann, wie, wo ihr euch nicht versteht. Es ist zu oft Regenwetter.
Aber unterm Strich ist es das wert. Du würdest nur gerne die andere Seite auch ein bisschen sehen. Eine Tüte Freiheit.

Ich kann sie dir hinhalten. Wir müssen alle teilen, denn jeder kann nur ein Leben haben, und reich an Erfahrungen sind wir nur, wenn wir nah beisammen stehen.

Hier, ein Blick in meine Tüte: Nimm mit von der Freiheit, was du tragen willst.

Ich möchte gerne glücklich sein. Ich möchte nicht, dass ich so oft mein Herz zu einer Faust ballen muss. Und mich selber einengen muss, um etwas zu überstehen oder ein Ziel zu erreichen.
Jemanden zu lieben, der einen nicht liebt ist nun, wie sich täglich mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Solange ich grundsätzlich glücklich bin ist alles gut, aber wenn es stressig wird, hat es das Potenzial mich ständig infrage zu stellen: Die Person liebt mich nicht, weil ich nicht genüge.
…es bringt nichts zu wissen, dass das nicht stimmt, und die andere Seite halt was anderes braucht. Es ist trotzdem wie permanente Kritik, die kaputt macht.

Und jetzt möchte ich sagen:
Ok ich weiß, es gibt Dinge, die kann ich nicht gut liefern…
Oder:
So bin ich halt nicht…
Und:
Ich kenne auch meine Stärken und möchte dafür geliebt werden.

Deshalb sollte ich Abstand nehmen von Leuten, die mich nicht lieben… oder ist das nur, wie ich mal gelernt habe, zu sollen? Denn Andererseits bin ich längst auf dem Trichter, dass mein Körper klüger ist, emotional auf jeden Fall, und es mir immer besser geht, je mehr ich körperlich mache, ohne zu überlegen, ob ich das darf.

Aus dieser Perspektive ist es Blödsinn, mir körperlich etwas wegzunehmen, bloß weil es im Kopf nicht passt.

Willkommen am Boden der Tüte Freiheit.

Hier sage ich Sätze wie: „Ich hab das mit dir angefangen, weil es als was Positives schien und ich beschlossen habe, das einfach anzunehmen. Und ich brauche zwar niemand dringend, der mich Nachts im Arm hält, aber ich bin dafür empfänglich“ (so wie für andere; vielleicht für jede Kombination aus Zuspruch und Sicherheit.)

So ist die Freiheit, wenn nicht nur dein Herz ungebunden ist, sondern du auch nirgendwo im Leben fest hingehörst, beruflich wie ideell. Vielleicht geht das schnell.

Aber wenn du genau weisst, wem dein Herz gehört, ist es einfacher, klar zwischen Liebe und Sex zu unterscheiden. Das nur am Rande, weil es so wahr ist.

Wir alle haben nur 1 Leben. Renn nicht los wie ein kopfloses Huhn, das in jedem Stall vorbeigegackert sein möchte. Mach lieber dein Ding und frag, wer etwas aus seiner Tüte mit dir teilt Sei ohne Scheu. Auch mitgeteilte Erfahrungen sind wertvoll. Damit kannst du loswachsen.
… so passt du auch in die neuen Schuhe, falls du dich entscheidest, neue Wege einzuschlagen. Gemeinsam mit deinen Leuten vielleicht? Manchmal ist Freiheit ein weitererer Horizont, wenn er zusammen betrachtet wird.

Danke jedenfalls, dass du deine Kinder und all das mit mir teilst. Ich wachse auch.
Bis dann mal. Wir sehen uns.

Himmel

Spring in den Himmel und verschieb die Schafe…
(Ich habe überlegt, dich zu besuchen, aber es passte nicht.)

„Ich will euch vögeln sehen“, sagst du plötzlich so unvermittelt in den Moment hinein, dass ich nochmal nachfrage. Irgendwer bestätigt, dass du gesagt hast was du sagtest. Die Situation ist skurril, aber echt und ich traue meinen Ohren genug, um zu glauben dass sie mir die beste Interpretation deines Satzes für diese Sekunde übermittelt haben. Aber ich werde nie wissen, was die anderen und du selber hörtest. Himmel weiterlesen

still no comment

/ mit Kolja Birk

Foto: Kolja Birk

Ich habe einen Wurm im Kopf, sagt sie. Er ist rot geschottert, fast so rot wie ein Stück der Autobahn zwischen München und Augsburg, bei dem ich mich immer frage, woher die Farbe des Betons kommt. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, denkt sie und sagt es nicht: Wünde sich der Wurm zwischen München und Augsburg, ich würde kaum einen Gedanken an ihn verschwenden.

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